Am 13. September 2024 jährte sich zum 80. Mal der Todestag von Noor Inayat Khan. Eine Gedenktafel erinnert seit 2016 in den Räumen des Krematoriums der KZ-Gedenkstätte an die Wiederstandskämpferin und Schriftstellerin. Sie ist Teil der Gedenkkultur Bayerns (Artikel in der Süddeutschen Zeitung) und es gibt ein wachsendes Interesse im Rahmen neuer Ansätze der Erinnerungskultur in der globalisierten Gesellschaft und darüber hinaus auch in Bezug auf den nichteuropäischen Widerstand gegen den Faschismus.
Anlässlich dieses Gedenktages fanden Veranstaltungen in der KZ-Gedenkstätte Dachau, München und Berlin statt
Viele engagierte Menschen in Deutschland haben diese Veranstaltungen ermöglicht und sie gestaltet – getragen von dem großen Wunsch, Noor Inayat Khan sowie jener drei weiteren Agentinnen der SOE zu gedenken, die ihr Leben für ihr Ideal von Frieden, Menschenwürde und Freiheit mutig eingesetzt haben und die auf grausame Weise von den Nationalsozialisten in Dachau umgebracht wurden.
„Vor allem aber verkörperte sie Schönheit in der Selbstlosigkeit, die sie ausstrahlte“ schreibt Pir Zia über Noor in der anlässlich ihres 80. Todestages im Verlag Heilbronn erschienenen, wunderbaren Gesamtausgabe ihres literarischen Schaffens. Um Noor angemessen zu ehren, rankte sich um ihren 80. Todestag ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm: Ein Universeller Gottesdienst in der Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ -Gedenkstätte Dachau, eine Gedenkveranstaltung für die vier in Dachau ermordeten SOE-Agentinnen, Lesungen aus Noor Inayat Khans Werken in München und Berlin sowie eine Vernissage der Künstlerin Natsuyo Koizumi mit in Berlin mit wunderschön gestalteten Illustrationen zur deutschen Gesamtausgabe.
Der Universelle Gottesdienst in der Versöhnungskirche – einem sakralen Ort mitten im Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers war eine würdige, sehr besondere und tief berührende Einstimmung zu Beginn der Veranstaltungen. Der dortige Pfarrer – Kirchenrat Dr. Björn Mensing – machte in seiner warmen und von Freundschaft geprägten Ansprache deutlich, wie sehr er sich der Erinnerungsarbeit des Inayati Ordens verbunden fühlt, wie sehr er diese Arbeit schätzt und nach Kräften unterstützt. Ophiel van Leer, Joseph Achatz und die Gruppe Tümata öffneten mit ihren musikalischen Beiträgen die Herzen der Anwesenden und bereiteten damit den Boden vor, um Pir Zias Worte in der Tiefe aufnehmen zu können. Der gesamte Gottesdienst war so eine gelungene Verwirklichung von Ehrfurcht, Schönheit und Dankbarkeit, nicht zuletzt auch durch den wunderschönen Blumenschmuck. Da Noor Inayat Khan Blumen ganz besonders liebte, hätte ihr das bestimmt gefallen.
Und um die Würdigung mit Blumen ging es auch im Anschluss an den Gottesdienst. Größer konnte der Gegensatz nicht sein. Noor Inayat Khans Gedenktafel sowie die der weiteren drei SOE Agentinnen befindet sich im ehemaligen Krematorium, gleich neben dem Verbrennungesofen – einem schrecklichen Symbol für all die Grausamkeit, die ihr und anderen widerfuhr. Als Pir Zia in konzentrierter Stille im Gedenken an Noor Inayat Khans unvorstellbares Leiden und in Ehrfurcht vor ihrem Mut, dem Ideal der Freiheit bis zum Schluss treu geblieben zu sein, einen großen Blumenkranz vor der Gedenktafel aufstellte, hatte ich das Gefühl, dass die Anwesenden kaum zu atmen wagten.
Erwähnt werden soll noch, dass die Ausstellung „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ ebenso dazu beitrug, an die Gräuel zu erinnern und den Mut dieser Frauen zu würdigen.
Die Veranstaltungen wurden dann am Abend im Mathildensaal in München mit einer Lesung aus Noor Inayat Khans Werken fortgeführt. Damit stand nicht mehr ihr grausamer Tod im Mittelpunkt, sondern das, was sie in ihrem kurzem Leben zum Erblühen brachte: eine wunderbar poetische und feinsinnige Literatur. Es ist ein großer Verdienst des Verlags Heilbronn, dass das Gesamtwerk Noor Inayat Khans uns in einer so prächtigen Ausgabe vorliegt.
Im Mittelpunkt des Abends stand der lebendige Vortrag zweier Jataka-Erzählungen – gelesen von der Großnichte Noor Inayat Khans, Tara Dundas-Harper und deren Vater David Harper.
Von all den Ansprachen und Reden, die anlässlich dieser Lesung gehalten wurden, möchte ich eine besonders erwähnen. Dass Pir Zia in sehr sensibler Weise über Noors große Kreativität gesprochen hat und ebenso Noor Inayat Khans Neffe, David Harper, oder Shaikh-al-Mashaik Mahmood Khan Youskine, Cousin der Autorin, vertreten von seiner Tochter, kann man sich gut vorstellen. Nicht erwartet hatte ich eine so begeisterte Ansprache seitens Frau Dr. Elisabeth Donoughue als Vertreterin des Bayer. Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Sie stellte insbesondere die kulturelle Leistung des Verlags Heilbronn heraus. Wie schön, wenn diese Arbeit auch im bayrischen Staatsministerium wertgeschätzt wird.
Musikalisch umrahmt wurde die Lesung zum einen wiederum von Querflötist Ophiel van Leer, zutiefst inspiriert von Noors Bruder Vilayat und dessen Passion für Johann Sebastian Bach und zum anderen von der Harfenistin Florence Sitruk. Beide musizierten zusammen und waren auch solistisch zu hören. Die Harfenistin Florence Sitruk zu erleben, war neben ihrem herausragenden Können deshalb etwas Besonderes, weil sie bei Susan McDonald in Paris studiert hat, der großen Schülerin
und Nachfolgerin von Henriette Renié, der Harfenlehrerin von Noor Inayat Khan. Henriette Renié war dafür bekannt, dass sie nur Schülerinnen und Schüler annahm, die bereits auf einem sehr hohen Niveau musizieren konnten. Man konnte
sich also durch das Spiel von Florence Sitruk vorstellen, wie wunderbar Noor Inayat Khan auf der Harfe gespielt haben muss. Was für ein intensiver Abend!
- Regina Armaiti Winkler-Reber, Fotos von Halim Bruno Knobel
Leider konnte via Zoom die Musik aus technischen Gründen nicht übertragen werden, dafür entschuldigen wir uns.
Extra für die Aufzeichnung werden von den Musikern Florence Sitruk und Maarten Ophiel van Leer die beiden Solostücke eingespielt, die wir Ende Januar 2025 auf dieser Website hoffentlich präsentieren können.
Auch die Lesung aus dem Gesamtwerk kommt bis Ende Januar.
Gedenkveranstaltung für die vier SOE-Agentinnen am 14.09.2024 in Dachau
Die Gedenkveranstaltung am 14. September, war vor allem für die Angehörigen ein zutiefst emotionales Erlebnis! Da die vier Frauen der SOE in Dachau ihren letzten Weg gemeinsam gingen, war es mein Wunsch, ihre Familien an diesem Ort zusammenzubringen. Viele der Angehörigen begegneten sich in Dachau tatsächlich zum ersten Mal und hörten zum ersten Mal die Geschichten der jeweils anderen drei Frauen. Besonders wichtig war es mir, nach dem offiziellen Teil, bei dem kleinen Empfang, Raum für persönliche Begegnungen zu schaffen, sodass Familien und Gäste miteinander ins Gespräch kommen konnten. Diese Zusammenkünfte, die durch die Feier ermöglicht wurden, empfand ich als ein außergewöhnliches Geschenk.
Beindruckend war an diesem Nachmittag auch, dass eine Urenkelin von Elise Johe anwesend war, die einst mit Yolande Beekman im Frauengefängnis Karlsruhe eine Zelle teilte. Sie ließ uns an den Erinnerungen ihrer Urgroßmutter teilhaben, was einen sehr besonderen Moment darstellte. Yolande Beekmans Neffe, Andrew Farmiloe, hatte nach dem Gespräch Tränen in den Augen ...
Auch heute – Wochen nach der Veranstaltung erfüllt mich eine tiefe Dankbarkeit, nach all den lieben Rückmeldungen der Familienangehörigen und der First Aid Nursing Yeomanry (FANY) aus England. Maddy Brooke, die eine Gedenkbotschaft für die Organisation sprach, schrieb mir, dass sie ein Leben lang so etwas wie eine Verpflichtung fühlte, nach Dachau zu reisen und sie hatte große Angst davor! Doch nun fühlt sie einen inneren Frieden, was sie gar nicht erwartet hatte. …
- Angelika Eisenmann, Rundgangsreferentin in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Seit 2008 widmet sie sich der Erforschung der Lebensgeschichten der vier SOE-Agentinnnen, was den Grundstein zu einer Freundschaft mit Noors Bruder Hidayat legte.
Am 18.09.2024 fand im Haus für Poesie eine Gedenkveranstaltung mit Buchpremiere zum 80. Todestag von Noor Inayat Khan statt. Der Abend war Teil einer deutschlandweiten Veranstaltungsreihe für die Autorin, Musikerin, Sufi-Lehrerin und pazifistische Widerstandskämpferin Noor Inayat Khan, die als britische Spionin in Frankreich gegen das Nazi-Regime kämpfte und am 13. September 1944 im Konzentrationslager Dachau ermordet wurde. Noor Inayat Khan ist heute Teil der Gedenkkulturen Frankreichs und Großbritanniens. Ihre Geschichte wird zudem in der Ausstellung „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin aufgearbeitet. Zum 80. Todestag veröffentlichte der Verlag Heilbronn eine vierbändige Werksausgabe in der Übersetzung von Karla Reimert Montasser (Lektorat: Fatiha Kerstin Streuff) mit Illustrationen der japanisch-deutschen Künstlerin Natsuyo Koizumi. Noor Inayat Khans Neffe, der amerikanische Wissenschaftler und Präsident der Inayatiyya, Dr. Zia Inayat Khan, führte vor ausverkauftem Publikum aus literaturwissenschaftlicher und ethischer Sicht in Werk und Vermächtnis seiner Tante ein und diskutierte mit der Übersetzerin, der Lektorin und der Prorektorin für Forschung und Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erziehung und Bildung im Kindesalter der humanistischen Hochschule Berlin Dr. Sandra Niebuhr zu Aspekten des Werks und der Märchenforschung. Es wurden Märchen im Original und in neuer Übersetzung gelesen, unter anderem von der Übersetzerin, dem jungen indischen Rapper Ayon Mukherji und der jungen Hörbuchsprecherin Magdalena Magida Montasser. Zuvor wurde eine Ausstellung zu Leben und Werk von Noor Inayat Khan sowie eine Ausstellung der Illustrationen von Natsuyo Koizumi gezeigt. Umrahmt wurde das Programm mit Ilahis von Ali Ungan.
- Karla Montasser, Übersetzerin des literarischen Gesamtwerks von Noor Inayat Khan, Referentin im Haus für Poesie, Berlin
Noor Inayat Khan: Gesamtwerk in 4 Bänden im Schuber
Sammelausgabe der wichtigsten Schriften:
* Band 1: Leben und Werk - Eine Einführung von Pir Zia Inayat Khan.
* Band 2: Zwanzig Jataka-Erzählungen
* Band 3: Aède von Ozean und Land
* Band 4: König Akbar und seine Tochter
ist am 13. September 2024 erschienen mehr lesen ...
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